Geschichte

Auf den Anhöhen des Filstales wurden schon Spuren von Menschen der mittleren Steinzeit (12000 – 5000 v. Chr.) gefunden. Solche Spuren wurden auch auf dem Gelände nördlich des Siegenhofes entdeckt.
Im 9.Jahrhundert wurden vielfach die Siedlungen nach Stellen oder Fluren benannt, nach einer Aue, einem Brunnen oder einem Bach. Der Reichenbach hatte damals schon seinen Namen, und der Ort wurde nach ihm benannt. Unter "reich" hat man in der damaligen Zeit "stark" verstanden.

Der Name Reichenbach tritt erst verhältnismäßig spät in Urkunden auf, und zwar bei der Erwähnung eines Reichenbacher Geistlichen im Jahre 1268. Ein Streitfall zwischen der Witwe Agnes von Rieth und ihren Söhnen Ludwig und Ulrich einerseits und der Schwester Mia von Faurndau andererseits wegen eines halben Hofes in Bodelshofen bei Kirchheim.

Die Schlichtungsurkunde von 1268 bringt mit der Nennung des Leutepriesters Marquard die erste Nachricht über den Ort. Eine weitere Kunde über Reichenbach kann man dem "liber decimationis" der Diözese Konstanz von 1275 entnehmen, einem Buch über den Kreuzzugzehnten, den die Geistlichen der Diözese Konstanz zu entrichten hatten. Darin wird ausgesagt, dass das Chorherrenstift Boll zu jeder Zeit das Recht hatte, die Reichenbacher Pfarrstelle zu besetzen.

Von einem ursprünglichen Ortsherrn von Reichenbach ist nichts bekannt. Es ist aber anzunehmen, dass Reichenbach zum Besitztum der Staufer gehörte, allerdings ist zu vermuten, dass die Herzöge von Teck die Herren Reichenbachs waren. Zum Streit zwischen den Herzögen von Teck und Graf Eberhard I. von Württemberg kam es im 13. Jahrhundert, der 1299 beendet wurde.
Eine Urkunde vom 14.Februar 1299 sagt aus, dass der Herzog Hermann von Teck auf seinen Anteil an Reichenbach verzichtet. Leider ist dieser Anteil nicht genauer beschrieben. Feststehen dürfte, dass Württemberg spätestens im Jahre 1299 die Oberhoheit über den Ort erhielt, nachdem Gebietsansprüche des Klosters St.Blasien hereingespielt hatten. Ursprünglich zählte Reichenbach zum Kirchheimer Amt. 1485 wurde Reichenbach unter Graf Eberhardt im Bart dem Göppinger Amt zugeschlagen. 450 Jahre blieb das so, bis zur Neueinteilung der Landkreise 1938 Reichenbach zum Kreis Esslingen kam.

1514 war eine schlimme Zeit für die württembergische Landbevölkerung unter Herzog Ulrich. Auch Reichenbach blieb davon nicht verschont. Im Remstal fanden sich 1500 Bauern zu einem Bund der Bedrängten, dem sogenannten "Armen Konrad" zusammen. Unter den Anführern im Filstal spielte Schultheiß Ludwig Meißner aus Reichenbach eine maßgebliche Rolle. Die Reformation wurde hier 1534 unter Herzog Ulrich durchgeführt, damals wurde auch Reichenbach protestantisch.

Der Vogt aus Göppingen wusste im Jahr 1535 zu berichten, dass die Gemeinde weder Wappen noch Schild habe, wohl aber ein Fleckenzeichen, eine Pflugschar.
Im Dreissigjährigen Krieg hatten die Reichenbacher viel zu leiden. Ein Teil der Reichenbacher Familien suchte in dem ummauerten Esslingen Schutz. Dem Hunger und der Pest fielen in dieser Zeit viele Reichenbacher zum Opfer. 1653 zählte der Ort nur noch 150 Bewohner. Von den Folgen des Dreißigjährichen Kriegers kaum erholt, plünderten 1688 französische Truppen unter General Melac den Ort. 1693 drangen erneut die Franzosen in unser Land ein. Reichenbach wurde abermals stark in Mitleidenschaft gezogen. Schwere Quartierlasten und Militärdienste machten im 18.Jahrhundert dem Ort ebenfalls zu schaffen. 1796 im Kampf zwischen den Franzosen und Österreichern war Reichenbach Kriegsschauplatz und wurde erneut stark belastet. Vom Krieg zwischen Frankreich und den Verbündeten 1799-1815 wurde Reichenbach auch schmerzlich berührt. Die Kriegslasten betrugen für die Gemeinde 1806/96 11.096 Gulden.

1816-1852 waren Jahre, die von Missernten und dadurch bedingten Nöten der Einwohner, aber auch von der Abschaffung der Leibeigenschaft und der Frondienste unter König Wilhelm I. gekennzeichnet waren. Das Revolutionsjahr 1848 rief 2 Nachtwächter für den Ort und die Aufstellung einer Bürgerwehr auf den Plan. Am Krieg gegen Frankreich 1870/71 wie auch im Krieg gegen Österreich 1866 waren Reichenbacher Männer beteiligt.

Der Erste Weltkrieg mit all seinen Belastungen forderte in Reichenbach 61 Menschenleben. Die Zeit zwischen den Weltkriegen berührte den Ort mit Streikversuchen, Unruhen, Geldentwertung und Arbeitslosigkeit.
Die genaue Ortsbezeichnung Reichenbach an der Fils wurde, um Verwechslungen zu vermeiden, 1906 eingeführt.

Mit dem folgenschweren Zweiten Weltkrieg und seinen schlimmen Nachwirkungen hatte Reichenbach schwer zu kämpfen. Den Tod von 285 Männern und 2 Frauen hatte die Gemeinde Reichenbach bei Kriegsende zu beklagen. Die Zeit nach dem verlorenen Krieg meisterte die Gemeinde mit großer Kraftanstrengung. Aus dem kleinen Dorf von 3000 Einwohnern wurde ein stattlicher Ort von 8000 Menschen, die sich wohl fühlen und denen Reichenbach Heimat ist.

     

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