Aktuelles aus Reichenbach
Amtseinsetzung von Bürgermeister Bernhard Richter
Begrüßen konnte Kern neben dem Musikverein, der als Gemeindekapelle die musikalische Umrahmung übernommen hatte, u. a. den Bundestagsabgeordneten Markus Grübel, Landrat Marcel Musolf sowie die Erste Landesbeamtin Dr. Marion Leuze-Mohr.
Nach Kerns einleitenden Worten mit dem Verweis auf die Wahl vom 20. Oktober, bei der Bernhard Richter mit der absoluten Mehrheit von knapp 55 Prozent der Stimmen im ersten Wahlgang als Sieger hervorgegangen war, übergab Landrat Marcel Musolf Bernhard Richter die Wahlprüfungsurkunde. Kern hatte die herausragenden Qualitäten Richters als Bürgermeister und Verwaltungsfachmann hervorgehoben und den Dank für seine bisher geleistete Arbeit zum Ausdruck gebracht.
Landrat Marcel Musolf zitierte zu Beginn seiner Rede Martin Luther mit den Worten „Wenn der Bürgermeister seine Pflicht tut, werden kaum vier da sein, die ihn mögen“ und hob dabei auf das Spannungsfeld ab, in dem ein Bürgermeister bei der Ausübung seines Amts steht. Insbesondere auch vor der immer schwieriger werdenden finanzpolitischen und weltpolitisch ungewissen Entwicklung. Die notwendige Transformation der Wirtschaft und der Klimawandel machen die Aufgabe eines Rathauschefs nicht einfacher, so Musolf weiter.
Er betonte, dass Reichenbach dank des konstruktiven Zusammenspiels von Bürgermeister und Gemeinderat sehr gut aufgestellt sei, und dass Richter nicht nur für „sein“ Reichenbach, sondern auch für „seinen“ Landkreis unermüdlich im Einsatz sei und dafür lebe. Richter kenne alle Facetten der unterschiedlichen kommunalen Ebenen, sei stetiger Motor der Gemeinde und ein erfahrener Routinier. Er beglückwünschte die Reichenbacher zu ihrem Schultes.
Im Anschluss übernahm Rudi Munz als vom Gemeinderat bestimmtes (und zugleich ältestes) Mitglied des Gemeinderats die formelle Verpflichtung Richters entsprechend der Gemeindeordnung.
Munz gratulierte Richter zu seiner Wiederwahl und hob die Verdienste seit seinem Amtsantritt am 14. Januar 1993 hervor. Er charakterisierte Richter als “ … Verwaltungsfachmann durch und durch. Er ist voller Tatkraft und Durchsetzungsvermögen, aber auch ein guter Verhandler, der unterschiedliche Ansichten im Kompromiss zusammenbringt und meist einvernehmliche Beschlüsse herbeiführt. Außerdem ein guter Moderator, der die relevanten gesellschaftlichen Gruppen zusammenbringt“.
Richters Nachbar Frank Buß überbrachte die Glückwünsche der Bürgermeisterkolleginnen und -kollegen. Er stellte in Frage, ob die Formulierung, die die baden-württembergische Gemeindeordnung als Voraussetzungen für das Ausüben des Bürgermeistersamtes definiere, ausreiche, um als Rathauschef eine Kommune wie Reichenbach, mit einem Haushaltsvolumen von 40 Mio Euro und über 250 Mitarbeitern, den Anforderungen gerecht zu werden. Gleichzeitig brachte er seine Freude zum Ausdruck, dass nach wie vor ein kompetenter Kollege und Verwaltungsprofi die Geschicke Reichenbachs lenke. „Reichenbach hat das Glück, dass mit Bernhard Richter seit 32 Jahren ein Mann in der Verantwortung steht, der immer wieder bewiesen hat, dass er es kann. Es gibt im Landkreis Esslingen wenige Kommunen, die sich in den letzten 3 Jahrzehnten so positiv entwickelt haben.“
Als letzter Redner des Abends griff Bernhard Richter selbst zum Mikrofon. Er ging auf die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen, die Veränderung der Parteienlandschaft und damit verbunden instabile Mehrheitsverhältnisse auf den unterschiedlichen Ebenen sowie die vom Landrat angesprochenen Transformationsprozesse ein. Mittlerweile werde es immer schwieriger, von der Gesellschaft anerkannte bzw. von der Bevölkerung akzeptierte Entscheidungen zu treffen. Auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie hätten vieles zerstört, was zuvor an Gemeinschaft vorhanden war.
Angesichts dieser Entwicklungen habe er sich die Entscheidung, ob eine erneute Kandidatur nach 32 Jahren im Amt richtig seien, nicht leicht gemacht. Aber letztendlich hätten ihn die Unterstützung aus den Gemeinderatsfraktionen heraus, sein Tatendrang und der Wunsch, Angefangenes richtig ins Laufen zu bringen, wie beispielsweise die Umstrukturierung der Sozialstation, dazu bewogen, weiterzumachen.
Der Wahlkampf sei jedoch herausfordernd gewesen. Bernhard Richter hob darauf ab, dass er in den sozialen Medien über Monate hinweg Hass und Anfeindungen gegen seine Person erlebt hatte und dabei auch die Gemeinde schlechtgeredet worden sei. „Das geht nicht spurlos an einem vorbei“, so Richter. „Ich habe ein dickes Fell, aber da musste ich manchmal schon ordentlich schlucken“. Umso mehr bedankte er sich bei seinen Unterstützern, seinen Wählern, den Gemeinderätinnen und -räten, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie insbesondere bei seiner Familie – zeigte sich aber von der Wahlbeteiligung von nur 45 Prozent enttäuscht.
Trotz allem blicke er nun zuversichtlich auf seine fünfte Amtszeit. Letztendlich zähle für ihn das Erreichen der notwendigen absoluten Mehrheit im ersten Wahlgang und die vielen positiven Rückmeldungen, die er in letzter Zeit erhalten habe. „Jetzt haben Sie mich wiedergewählt und haben mich für weitere 8 Jahre“, so Richter, und er versprach: "Ich werde mein Amt nach wie vor mit Herz und Seele und vollem Einsatz ausüben“.
Im Anschluss an die öffentliche Sitzung lud die Gemeindeverwaltung zu einem Stehempfang in der Halle ein.